Ich sehe noch heute die mich angrinsende Wählscheibe vor mir , die ich Mitte 1973 drehen musste, um den großen Willy Schneider in Köln-Junkersdorf anzurufen. "Nu mach schon!", schien sie zu sagen. Also machte ich und hoffte gleichzeitig, es möge sich niemand melden. Aber er meldete sich schon nach dem dritten Klingeln: "Schneider" - unverkennbar die Stimme des Sängers. Ich stellte mich kurz vor: Reinold Louis von der Kreissparkasse Köln. "Jung, wat kann ich für Sie tun?" Das klang hoffnungsvoll.
Ich berichtet, was wir vorhatten und kam dann mit meinem Problem zur Sprache. "Herr Schneider, es gibt nirgendwo eine Schallplatte, auf der Sie das Ostermann-Lied "Einmal am Rhein" komplett singen!" "Tatsächlich!" entfuhr es ihm, dat is mir aber neu, da habe ich nie darauf geachtet.
Jetzt konnte ich mein geballtes Wissen ausspielen: "Es gibt aber viele Schallplatten-Veröffentlichungen, auf denen Sie den Refraiin und in einer Fassung aus 1961 sogar eine ganze Strophe singen". "Dat is ja schon mal gut!" "Aber die Aufnahme der Polydor dauert knappe 60 Sekunden - und das ist zu wenig." "Ja und wat machen mer jetz?" "Ich wollte Sie fragen, ob Sie einverstanden sind, wenn wir den Refrain doppeln und dann insgesamt dreimal spielen, dann kommen wir auf 1:30 Minuten!" "Ja dann mach dat doch esu!" "Und Sie sind einverstanden damit?" Natürlich Jung, sprich bei der Polydor in Hamburg mit dem Herrn XY, bestell ihm ne schöne Groß von mir und dann müsst ihr sehen, dat ihr dat mit der Gema gereglt kriegt."

Mir fiel ein Stein vom Herzen - jetzt war die Herausgabe der Kölsche Evergreens so gut wie gesichert. Denn mein zuständiger Dezernent Dr. Ingo Ellgering, damals Leiter des Vorstands-Sekretariats und hernach Vorstandsmitglied, hatte mir eingebläut:
"Die Chance, dass der Vorstandsvorsitzende Willy Krämer das Projekt genehmigt, ist nur dann gegeben, wenn Sie sein Liedblingslied "Einmal am Rhein" von seinem Lieblingssänger Will Schneider auf der Platte haben!"