Preußens Militärmusiker prägend im Fastelovend
Ritsch, ratsch, de Botz kapott, de Botz kapott...
Reinhold Fellenberg, der "Trompeter vom Rhein", verfaßte dieses Trio zum Marsch der Roten Fubken, den Hermann Kipper, Musiklehrer am Marzellen-Gymnasium in Köln, komponiert und zu dem Adolf Metz, zusammen mit seinem Bruder Inhaber des Dom-Hotels, den Text verfaßt hatte.
Schon die Urahnen der Roten Funken machten Musik
Über die Anfänge der Blasmusik in Köln gibt es nur spärliche Aufzeichnungen. Zwar kann man diversen Ratsprotokollen entnehmen, dass es schon in früheren Jahrhunderten städtische Musiker gegeben hat. Auch die Soldlisten der Stadtsoldaten, die historischen Urahnen der Roten Funken, weisen bis zu 12 Militärmusiker auf. Und als die Franzosen 1796 auf dem Neumarkt ihren Freiheitsbaum errichteten, soll hierzu eine Stadtkapelle gespielt haben.
Die erste belegbare Kölner Musikkapelle war der Musikverein „Ossian“. Er wurde im Jahr 1881 gegründet und bestand bis in die Mitte der 1950er Jahre. Die Kapelle stand unter der Leitung ihres Gründers Theodor Dohmen, nach dessen Tod im Jahre 1935 dann unter der Leitung seines Sohnes Josef Dohmen, und war lange Jahre Kapelle der Großen Kölner Karnevalsgesellschaft. Deren Litarat Gerhard Schnorrenberg hatte gute Kontakte zu Paul Lincke, der zwei Märsche für die Große Kölner KG komponierte.
Ebenfalls noch zur Kaiserzeit gegründet wurden die Kapelle von Fritz Hannemann, das „Hannemannsche Trompeterkorps“ und die "Rheinische Kaiserjägerkapelle" von Hermann Schmidt. Allerdings standen die Zivilkapellen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Schatten der in Köln stationierten Militärkapellen, welche bei den Veranstaltern stets erste Wahl waren und somit das Wirken und die Entwicklung der zivilen Kapellen stark einschränkten.
Fritz Hannemann komponierte für Grete Fluss, Hauptdarstellerin in der Revue "Jan un Griet" das Lied "Kölsche Mädcher, kölsche Junge, sin dem Hergott got gelunge". Engelbert Sassen schrieb den Text dazu - bis heute wird das Lied fälschlcherweise vielfach Willi Ostermann zugeschrieben (Kölsche Mädcher künnen bütze). Bis indie heutige Zeit wird Hannemanns große Karnevalspotpourri "Aus Winkeln und Gassen" noch bei den Orchestern gerne gespielt, deren Musiker noch Noten lesen können.
Zeitgleich mit Christian Reuter brachte Hannemann eine Version von "Ein treuer Husar" heraus. Die Reuter´sche Version mit einem durchgängigen Text seines Sohnes war aber, nicht zuletzt auch deshalb, weil die KG Treuer Husar den Reuter-Marsch zum Regimentsmarsch erhob, die folgreichere.
Acht preußische Militärkapellen in Köln
Bis zum Jahr 1914 waren in Köln acht preußische Militärkapellen stationiert: Infanterie-Regiment 16 (Mülheim), Infanterie-Regiment 53 (Kalk), Infanterie-Regiment 65 (Riehl, Boltensternstr.), Pionier-Batallion 7 und Pionier-Batallion 24 (Riehl, Boltensternstr.), Bergisches Feldartillerie-Regiment 59 (Riehl, Barbarastr.), Fußartillerie-Regiment 7 (Zugweg, später Arnoldshöhe) und das Kürassier-Regiment 8 (Deutz).
Zu Karneval tauschten die Musiker ihre blauen Militäruniformen gegen die Uniformen der Kölner Traditionskorps. Musikkorps und Spielleute des Infanerie-Regiments 16 spielten seit ca. 1870 bei den Roten Funken, zunächst unter Kapellmeister Eduard Lüttich, ab 1882 dann unter Wilhelm Beez.
Bei den Blauen Funken spielte die Feldartillerie unter Obermusikmeister Robert Fensch, Komponist zahlreicher Karnevalslieder und von den Kölnern nur „der reitende Mozart“ genannt. Daß ausgerechnet ein "Roter Funk"
Der Ehrengarde ritt u.a. das auswärtige Trompeterkorps eines Großherzoglich-Hessischen Trainbatallions voran, dessen Kapellmeister Friedrich Wilhelm Klein aber gebürtiger Kölner war. Bei der Prinzengarde musizierten an der Spitze Spielleute und Musikkorps der 65er unter Obermusikmeister Emil Lattermann und vor dem Prinzenwagen das populärste Kölner Musikkorps, das berittene Trompeterkorps der Deutzer Kürassiere, lange Jahre unter der Leitung des legendären Reinhold Fellenberg, Komponist zahlreicher Korps- und Büttenmärsche.
Die Lage änderte sich schlagartig mit der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg. Das Rheinland wurde entmilitarisiert, alle Musikkapellen der einstigen Kölner Garnison aufgelöst.
Eine der populärsten Musikkapellen der 20er und 30er Jahre war die bereits erwähnte Kapelle von Fritz Hannemann. Hannemann gilt als Erfinder der modernen, schlagfertigen Sitzungskapelle im Karneval. An Rosenmontag hatte er seinen Stammplatz stets an der Spitze der Prinzen-Garde. Als Hannemann im Jahr 1938 verstarb, übernahm sein erster Trompeter Christian Reuter die Kapelle.
Ebenfalls überaus populär war das Musikkorps des Kölner Gardeverein (siehe Abb.) unter der Leitung von Friedrich Wilhelm Klein. Ihr Markenzeichen waren vier Fanfarenbläser und ein Kesselpauker zu Pferd in den Uniformen der ehemaligen Garde-Kavallerie-Regimenter. Der Kesselpauker war Elo Sambo, geboren in der einstigen deutschen Kolonie Kamerun und vor dem Kriege Pauker bei den Potsdamer Leibgarde Husaren. Nach dem Krieg holten ihn alte Kameraden nach Köln, wo er bis zu seinem Tode 1933 hoch zu Ross mit der Kapelle des Gardevereins in Uniform der Blauen Funken alljährlich den Rosenmontagszug eröffnete.
Die dritte große Kapelle jener Zeit war die ebenfalls schon erwähnte Musikkapelle von Hermann Schmidt, genannt der "Trompeter vom Rhein". Sie wurde bereits vor dem Ersten Weltkrieg als "Rheinische Kaiserjäger-Kapelle" gegründet. Nach dem Krieg übernahm sie die Tradition der aufgelösten Deutzer Kürassierkapelle und war Musikkapelle der Roten Funken sowie zahlreicher anderer Karnevalsgesellschaften.
Nach dem Zweiten Weltkrieg finden wir vor vielen Orchestern neue Kapellmeister. Die Kapelle der Roten Funken stand unter der Leitung von Albert Bötel. Bei den Blauen Funken spielte die Bundes- schützenkapelle von Max Bause, welche aus der Kapelle des Garde-Vereins hervorgegangen war. Die Kapelle der Prinzen-Garde stand bereits seit 1938 unter der Leitung von Christian Reuter, welcher mit seiner Kapelle ebenfalls bei der Ehrengarde spielte. Nur an Rosenmontag spielte dort, wie auch schon zwischen den Kriegen, das berittene Trompeterkorps des (ehemaligen) Husaren-Regiment 8 aus Paderborn unter dem dort bis heute unvergessenen Kapellmeister Hugo Gerlach.
Die Kapelle Hardy von den Driesch (Rote und Blaue Funken) und die Kapelle Christian Reuter (Ehrengarde und Prinzen-Garde). Beide Musikkapellen waren noch Klangkörper alter Prägung. Sie beherrschten nahezu alle Facetten der Blasmusik, von Marsch- und Militärmusik über Tanz-und Unterhaltungsmusik, Kirchenmusik bis hin zur Aufführung klassischer Konzertwerke. Sie spielten zu Prozessionen, Konzerten, Festakten, Schützenfesten und zum Sechs-Tage-Rennen in der alten Deutzer Sporthalle. In erster Linie waren beide Orchester aber ausgezeichnete und schlagfertige Sitzungskapellen im Kölner Karneval.
Christian Reuter starb 1970, nur wenige Jahre später, 1979, verstarb auch Hardy von den Driesch. Dessen Trompeter Matthes Dick übernahm einen Teil der Musiker und erspielte sich fortan unter dem Namen "Kapelle Matthes Dick" den ersten Platz in der Rangfolge der Karnevalskapellen. Mit ihm endete vor der Jahrhundertwende die Ära der großen professionellen Zivilkapellen in Köln. Die Nachfolger formierten die Orchester dem damaligen Zeitgeist entsprechend zu Big Bands um und konzentrierten sich fortan auf das Karnevalsgeschäft. Die einstige Vielfalt in Repertoire und Auftreten der Kapellen ging dadurch leider verloren. Nur die Kapelle von Christian Reuter bestand zunächst unter der Leitung seines Schwiegersohnes Bert Heuss und ab 1978 unter der Leitung von Hermann Knopp noch bis ins 21. Jahrhundert und spielte bei vielen Karnevalsgesellschaften und auf zahlreichen Schützenfesten in Köln.